H. C. Starck baut aus und stellt ein

Der Weltmarktführer von technischer Keramik stärkt den Standort Selb mit einer 2000 Quadratmeter großen Produktionshalle. Insgesamt entstehen 100 neue Arbeitsplätze.

Der Weltmarktführer von technischer Keramik stärkt den Standort Selb mit einer 2000 Quadratmeter großen Produktionshalle. Insgesamt entstehen 100 neue Arbeitsplätze.

Selb – Die Firma H. C. Starck Ceramics wächst kräftig – und das gegen den Trend in der Branche. Ein jährlicher Zuwachs von 15 Prozent gibt dem Unternehmen, das zu den weltweit führenden Herstellern von Pulvern und Bauteilen aus technischer Keramik gehört, mächtig Aufwind. Am Freitag setzte Geschäftsführer Dr. Carsten Rußner zusammen mit Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Vertretern der Baufirma Kassecker den ersten Spatenstich für eine neue 2000 Quadratmeter große Produktionshalle am Standort Selb. Investiert wird „ein Millionenbetrag“, teilt das Unternehmen mit. Der Rohbau soll nach Angaben von H. C. Starck Ceramics bis Ende Juni fertig sein, die Produktion nach dem anschließenden Innenausbau im September beginnen. Auch deswegen sucht H. C. Starck nach neuen Mitarbeitern. In der neuen Halle werden bis Ende des Jahres 35 neue Arbeitsplätze entstehen. Geplant sind darüber hinaus bis 2020 weitere Anbauten, in denen dann insgesamt 100 Mitarbeiter ihren Platz finden.

„Mit dem Bau der neuen Werkshalle stärken wir unsere Position als Weltmarktführer im Bereich hochpräziser Großbauteile für die Halbleiterindustrie“, sagte Rußner. Nach seinen Angaben wird die neue Halle unter anderem mit hochmodernen Fünf- Achs-Fräs- und -Schleifmaschinen ausgestattet sein. Und eben dafür brauche das Unternehmen auch hochqualifizierte Mitarbeiter. Bis 2018 soll die Serienfertigung stehen. Im Moment beschäftigt H. C. Starck in Selb 170 Mitarbeiter und zehn Auszubildende. Rußner ließ keinen Zweifel daran, dass die Ausbildung eigener Fachkräfte sowie die Weiterbildung der Mitarbeiter enorm wichtig ist, um die positive Entwicklung des Unternehmens langfristig zu sichern.

Dass es bei H. C. Starck richtig gut läuft, hat mehrere Gründe: In den vergangenen fünf Jahren habe man den Standort „komplett umgekrempelt“ und auch einen Wechsel im Produktportfolio vorgenommen, sagte Rußner. Der Fokus liege auf Präzisionsbauteilen aus Keramik, wobei man in Selb nun auch Großbauteile monolithisch, also aus einem Stück, herstellen könne.

Zusammen mit zahlreichen Vertriebsinitiativen habe dies zu einem soliden Wachstum und einer deutlich positiven Auftragslage geführt. Außerdem entstehe mit einer neuen Technik zur Fertigung von Bauteilen, die in Produktionsanlagen in der Halbleiterindustrie eingesetzt werden, ein sehr innovatives Geschäftsfeld. Auch ein neuer Großkunde trage zur positiven Entwicklung bei. Die Bauteile aus Selb sind unter anderem die fertigungstechnische Grundlage für die Produktion von Handys und Laptops.

Am Standort Selb entsteht nach Angaben von Rußner nun ein komplett vernetztes Werk nach „Industrie 4.0“-Standard, in dem Hightech- Produkte und -Anlagen digital kommunizieren. Die neue Werkshalle schließt direkt an die bestehenden Bauten an.

Wie Rußner in seiner Rede beim Spatenstich sagte, hat das Unternehmen das solide Wachstum vor allem den Mitarbeitern zu verdanken. Gerade in Zeiten einer sich rasant verändernden Technologie komme es auf Präzision an. Die Erweiterung und der moderne Maschinenpark sicherten die Zukunft.

Bewusst investiere man am Standort Selb, denn in der Region gebe es hochqualifizierte und hochmotivierte Mitarbeiter. Maschinen ließen sich relativ schnell von einem Standort zum anderen bewegen, Erfolg stelle sich aber erst mit solider Arbeit ein. Mit dem Neubau stärke man die Position als Weltmarktführer bei der Herstellung von hochpräzisen Bauteilen und schaffe ein Technologiezentrum in der Region.

Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch dankte dem Geschäftsführer und dem Unternehmen im Namen aller Selber Bürger für die Entscheidung zum und die Investition in den Standort Selb. Pötzsch erinnerte an die frühere Monostruktur der Stadt und die Probleme, die Selb während des Niedergangs der klassischen Porzellanindustrie erlebt hat. „Heute sehen wir, was alles möglich ist, wenn man sich zukunftsorientiert neu aufstellt.“ Den Entscheidern bei H. C. Starck sprach er Respekt für die Neuausrichtung aus.

Aus der Porzellanindustrie kommend, sei Selb heute breit aufgestellt – sowohl in der Industrie und im Handwerk als auch im Dienstleistungssektor. Pötzsch sprach von einem Boom in allen Bereichen und untermauerte dies mit Zahlen: Insgesamt werden nach seinen Worten zurzeit 85 Millionen Euro von Unternehmen in der Stadt investiert, die Arbeitslosenquote liegt im Mittel bei 4,9 Prozent und täglich pendeln 4000 Arbeitnehmer in die Stadt. „Wir erleben eine Renaissance und sind in Selb auf einem guten Weg.“ Neue Arbeitsplätze seien das Fundament für Wachstum und dafür, „dass sich Menschen Selb als ihren Lebensmittelpunkt wählen“. Die Stadt wachse und habe die Krisenzeit überwunden.

Günter Siegl von der Baufirma Kassecker dankte H. C. Starck für das Vertrauen. Als regional ansässige Firma freue man sich natürlich über den Auftrag.

Gemeinsam setzten die Gäste dann mit der Geschäftsleitung den ersten Spatenstich.


Quelle: Frankenpost (von Andreas Godawa)