Ein solides Fundament

Duales Studium in Bauingenieurwesen - Auf dem Weg zum Bauleiter. Einblicke in die Ausbildung von Levin Weber.

Levin Weber's Vater arbeitet als Bauleiter. Ein Beruf, der auf den 19-Jährigen seit jeher große Faszination ausübt und den er selbst ergreifen möchte. Sein Weg zum Ziel: Ein duales Studium in Bauingenieurwesen an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg in Kombination mit einer Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer bei der Franz Kassecker GmbH.

Seit einem Jahr wird Levin Weber bei dem Bauunternehmen mit Sitz in Waldsassen zum Betonund Stahlbetonbauer ausgebildet. Während dieser Zeit war er deutschlandweit auf mehreren Baustellen im Einsatz und konnte in ganz unterschiedliche Bereiche Einblick gewinnen: „Kassecker bietet sowohl Hoch- und Industriebau als auch Tiefbau, Stahl- und Metallbau sowie Bahn- und Ingenieurbau an. Entsprechend vielfältig waren meine Tätigkeiten auf den Baustellen“, erzählt er. Levin Weber hat Wege gepflastert, Rohrleitungen verlegt, Treppen betoniert oder Decken und Stützen in Gebäude eingezogen. Hauptsächlich ist er jedoch im Bahn- und Ingenieurbau beheimatet. Seine erste Aufgabe nach Ausbildungsbeginn bestand darin, Fundamente für einen Bahnsteig zu setzen. Der bislang größten Herausforderung stellte sich der 19-Jährige auf dem Frankfurter Hauptbahnhof, wo er mit Kollegen eine Stahlbetonbrücke baute, über die zwei Gleise samt Bahnsteig führen. Er war speziell für die Brückenwiderlager zuständig, also die Bauteile, die die Tragkraft gewährleisten. Diese müssen an exakt den richtigen Stellen sitzen, damit sich die Last ideal verteilt. Dafür fertigte Levin Weber nach Skizze Aussparungen aus Holz an, um die der flüssige Beton herum und in die Holzschalung der Brücke geleitet wurde, wo er aushärtete. „Im Grunde macht mir jede Arbeit auf der Baustelle Spaß, aber am besten gefällt es mir zu schalen“, sagt er.

Zehn Wochen Tunnelsanierung

Auf einer Auswärtsbaustelle in der Nähe des Staffelsees half der angehende Beton- und Stahlbetonbauer, einen maroden Tunnel zur Speisung eines Wasserkraftwerks zu sanieren. Der alte Beton wurde abgetragen, neuer eingearbeitet, um Rissbildungen vorzubeugen. „Auf dieser Baustelle war ich von Anfang an dabei und habe alle Schritte begleitet, wodurch ich viel gelernt habe“, berichtet Levin Weber. Ungefähr zehn Wochen war er bei der Tunnelsanierung, fast sechs Wochen verbrachte er in Frankfurt. „Auf Auswärtsbaustellen übernachten meine Kollegen und ich vor Ort. Es begeistert mich, auf diese Weise neue Städte und Gegenden kennenzulernen, allerdings freue ich mich auch jedes Mal wieder auf zu Hause“, schildert er.

Überbetriebliche Ausbildung

Unterbrochen werden solche Baustelleneinsätze von ein- bis mehrwöchigen Aufenthalten im Bauindustriezentrum in Nürnberg- Wetzendorf, wo die überbetriebliche Ausbildung stattfindet. Dort wird Levin Weber in die theoretischen und praktischen Grundlagen seines Ausbildungsberufs eingewiesen und lernt außerdem verschiedene Gewerke im Bauwesen kennen. So hat der 19-Jährige zum Beispiel schon Wände gemauert. Hinzu kommen Lehrgänge wie „Business Game Baustelle“, die auf kaufmännische Kenntnisse abzielen. „In diesem Kurs sollten wir eine Baustelle abwickeln – von der Arbeitsvorbereitung, wo der Materialaufwand kalkuliert wird, bis zur Abrechnung“, erklärt Levin Weber. Auch bei Kassecker wird er in künftigen Praxisphasen zunehmend Aufgaben im Büro übernehmen, um in die Tätigkeit als Bauleiter hineinzuwachsen. „Für diesen Beruf finde ich es wichtig, die Abläufe auf Baustellen aus eigener Erfahrung zu kennen, zu wissen, dass nicht immer alles nach Plan läuft und man auch mal improvisieren muss“, führt er aus. „Dadurch geht man realistischer an die Aufträge ran.“

Körperliche und geistige Herausforderung

Um von Beginn an Berufspraxis zu sammeln, wollte Levin Weber über ein duales Studium in seinen Wunschberuf einsteigen. Beworben hat sich der junge Mann aus Waldsassen ausschließlich bei Kassecker. „Ich kenne das Unternehmen von klein auf. Das Vorstellungsgespräch empfand ich als sehr angenehm, die Atmosphäre war familiär. Ich bin froh, dass es hier geklappt hat“, sagt er. Im Laufe des ersten Ausbildungsjahres bewarb sich Levin Weber an verschiedenen Hochschulen um den zugehörigen Platz im Studiengang Bauingenieurwesen. Im Herbst startet er in sein erstes Semester an der OTH Regensburg. Er ist gespannt auf die Lehrveranstaltungen in Technischer Mechanik, Mathe, Bauphysik, -chemie und -informatik, Baustoffkunde und -konstruktion. „Ich mag die Abwechslung und freue mich nach einem Jahr körperlicher Arbeit auf neue Herausforderungen“, erklärt er. Künftig wird er während des Semesters in Regensburg wohnen und studieren, die Semesterferien sowie das Praxissemester sind der Arbeit bei Kassecker vorbehalten. „Dank meiner Vergütung kann ich mir eine Wohnung und die Lebenshaltungskosten in Regensburg leisten. Und sollte es doch eng werden, greifen mir meine Eltern unter die Arme.“


Studiengang: Bauingenieurswesen

Form: ausbildungsintegriert
Ausbildungsberuf: Beton- und Stahlbetonbauer
Unternehmen: Franz Kassecker GmbH
Hochschule: Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
Dauer: 4,5 Jahre
Abschlüsse: Bachelor of Engineering und IHK-Abschluss

 

Quelle: IHK-Magazin dipolo Nürnberg