Bauwirtschaft wird wieder attraktiver

1000 Studierende an der Technischen Hochschule Regensburg, der größten Bauingenieurschule Bayerns.

1000 Studierende an der Technischen Hochschule Regensburg, der größten Bauingenieurschule Bayerns

REGENSBURG. Nirgends in Bayern gibt es so viele leistungsfähige Bauunternehmen wie in Ostbayern und den angrenzenden Regionen Ostbayerns. Die überdurchschnittliche Bedeutung der Bauwirtschaft hat sich hier, wie der Vorstandsvorsitzende des Bezirksverbands Ostbayern im Bayerischen Bauindustrieverband betont, über Jahrzehnte entwickelt. Diese hohe Baukompetenz wurzelt in den Besonderheiten des regionalen Arbeitsmarkts und außerdem in einer besonders breiten Basis engagierter Unternehmerpersönlichkeiten, die seit jeher über ihre Grenzen hinaus aktiv waren.

Ostbayern sei, erläutert auch der Geschäftsführer Martin Schneider im Gespräch mit der Wirtschaftszeitung, in der Tat eine typische „Bauexportregion“. Die Unternehmen wie ihre Mitarbeiter waren schon traditionell sehr aktiv auf den Märkten unterwegs. Wurde in früheren Jahren und Jahrzehnten nach München, Stuttgart oder später nach Ostdeutschland „gependelt“, so gehen die Unternehmen heute noch sehr viel weitere Wege. Ewald Weber: „Unsere Firmen erbringen ihre Leistungen eben dort, wo gebaut wird.“

Aber auch direkt vor der Haustür, darauf macht man beim Bauindustrieverband aufmerksam, gibt es „fast unendlich viel“ zu tun, wie Ewald Weber betont. Geradezu mit Händen zu greifen sei etwa der enorme Sanierungsbedarf bei der Infrastruktur, meint Weber und verweist auf die sanierungsbedürftigen Autobahnen A 3 und A 93 oder auf die notwendige Fertigstellung mehrspuriger Strecken entlang der B 20, B 16, B 85 und A 94. Auch in Ostbayern gebe es Tausende dringend sanierungsbedürftige Straßen- und Schienenbrücken. Mit Blick auf das Schienennetz zeigt Weber weitere Defizite auf: „Nördlich der Donau und östlich der Achse Nürnberg-Coburg liegt ein Fünftel Bayerns gänzlich ohne IC/ICE-Bahnhöfe.“

Die Strecke Nürnberg–Passau– Wien müsse als TEN-Kernnetztrasse ebenso ausgebaut werden wie die Verbindung München–Prag oder die Schienenanbindung an den Flughafen München. Neben derartigen Infrastrukturaufgaben sieht der Bauindustrieverband aber auch einen dringenden Bedarf im Wohnungs- und Gewerbebau, wobei es noch viel zu tun gebe, um den heutigen Gebäudebestand in puncto Energieeffizienz auf ein vertretbares Niveau anzuheben. Das gelte auch für öffentliche Immobilien, für Schulen, Rathäuser und Ämter und ebenso für viele Fabriken und Büros gewerblicher Unternehmen.

Aus Sicht der ostbayerischen Bauwirtschaft liegen wesentliche Probleme aber nicht nur darin begründet, dass zu wenig angepackt und nicht genug investiert werde. Kritik übt Ewald Weber vielmehr auch daran, dass sehr viel Investitionskapital durch teure Beratungsleistungen verpufft, „statt die Kompetenz der leistungsfähigen regionalen Baubetriebe zu nutzen“. Eine wirklich gute Lösung wäre oft sehr gut machbar, aber statt Gebäudehülle, Haustechnik und Bauwerksausstattung als ein System zu optimieren, schaue man zu sehr nur auf Details wie die Fassade, Fenster oder Heizung. Gerade der Staat wäre gut beraten, wenn er – wie viele private Bauherren – die Sanierung seiner Liegenschaften in größeren Paketen vergeben würde, die dann auch eine bessere Abstimmung an den Schnittstellen ermöglichen würden.

Die Baubranche selbst steht freilich ebenso vor dringenden Aufgaben, etwa um ausreichend Branchennachwuchs zu sichern, insbesondere gewerbliche Fach- und Führungskräfte sowie Auszubildende. Dass das Berufsfeld Bau für junge Menschen durchaus attraktiv ist, zeigen immerhin die aktuell positiven Entwicklungen bei den Bauingenieuren. Fast 1400 Personen haben 2014 in Bayern ein Bauingenieurstudium aufgenommen.

Mit fast 300 Erstsemestern und insgesamt rund 1000 Studierenden ist die Technische Hochschule Regensburg heute die größte Bauingenieurschule im Freistaat Bayern. Darüber zeigt sich Geschäftsführer Martin Schneider hocherfreut: „Nur die TU München ist größer und wächst noch schneller, hat aber ein anderes Profil.“ Sämtliche Baufakultäten der Technischen Hochschulen arbeiten zur Zeit in Vollauslastung. Dies gelte als ein gutes Zeichen und beweise, „dass Bauen heute nicht nur in aller Munde ist, sondern auch die Jugend begeistert. Das hilft auch bei der Besetzung unserer Ausbildungsplätze.“

 

Quelle: Wirtschaftszeitung (von Gerd Otto)

STARTE DEINE AUSBILDUNG 2024!

Bewirb Dich jetzt noch für eine Ausbildung 2024! Schau Dich doch mal auf unserer Karriereseite um :) JETZT BEWERBEN!